Alte Bekannte – Bioökonomie für einen nachhaltigen Alltag
Die Grundprinzipien der Bioökonomie sind so alt wie die Menschheit selbst. Schon unsere Vorfahren haben Kleidung aus Pflanzenfasern hergestellt, Methoden für den Ackerbau entwickelt oder Lebensmittel mit Mikroorganismen haltbar gemacht. Die Entdeckung des Erdöls hat einen immensen Beitrag zum Wohlstand von Industrienationen geleistet. 

Die Endlichkeit dieses Rohstoffs sowie Emissionen bei der Gewinnung, Verarbeitung und Nutzung, die zum Klimawandel beitragen, machen deutlich, dass dessen exzessive Nutzung negative Folgen nach sich zieht. Das Ziel der Bioökonomie ist eine biobasierte, an natürlichen Stoffkreisläufen orientierte Wirtschaftsform, die, so die Hoffnung, zu einem nachhaltigen Umgang mit den endlichen Ressourcen führt. Doch noch ist nicht geklärt, wie eine wachsende Weltbevölkerung ernährt werden kann, wenn die begrenzten Agrarflächen neben der Produktion von Lebensmitteln immer mehr für die Produktion von Rohstoffen genutzt werden. Genau hier setzt diese Veranstaltungsreihe an. 

Auf einer Deutschlandtour wurde an verschiedenen Stationen über Bioökonomie debattiert. „Alte Bekannte”, alltägliche oder in Vergessenheit geratene Dinge wie Sauerkraut, Wein oder Kompost, schafften über eine Ausstellung und Selbermach-Workshops den Einstieg in die vielfältigen Themen der Bioökonomie. 

Expert*innen aus Wissenschaft und Wirtschaft vermittelten Wissensgrundlagen, die es ermöglichen, fundiert zu debattieren: Welche Landwirtschaftsformen können auf der einen Seite den immensen Bedarf an Nahrungsmitteln und Rohstoffen decken und auf der anderen Seite zur Artenvielfalt oder zum Bodenschutz beitragen? Können genetisch veränderte Pflanzen und Mikroben einen Beitrag leisten, auf den Klimawandel zu reagieren? Wo liegen Gefahren? Welche Auswirkungen sind ungeklärt? Welche Risiken sollen eingegangen werden und was muss reguliert werden, damit eine Etablierung von bioökonomischen Ansätzen einen essentiellen Beitrag für eine nachhaltigen Alltag schafft?

Die Alte Bekannte Tour:

Pflanzen in Rheinhessen, Boden in Dresden, Mikroben in Thüringen und Kulturen digital und Symbiose in Dortmund

Tiny-House Ausstellung: Wunderkammer der Bioökonomie
Die „Wunderkammer der Bioökonomie“ war auf Deutschlandtour und machte an vier Stationen Halt. In der Ausstellung im Tiny-House wurden Besucher*innen zu Entdecker*innen: Welche altbekannte Pflanze wird zum Fahrradreifen? Wie kann ein Fisch das Basilikum düngen? Werden Pilze bald Schuhe produzieren? An jeder Tour-Station war die Ausstellung eine Woche lang für Besucher*innen geöffnet. Sie ist nach wie vor online zugänglich.

Programm: Workshop, Debatte, Ausflug
Da die Ausprägungen der Bioökonomie sehr vielfältig sind, bot jede Tour-Station einen eigenen Schwerpunkt. Zu den Themen Pflanzen, Boden, Mikroben und Kulturen gab es jeweils ein Programm, das aus verschiedenen Formaten bestand: In Selbermach-Workshops konnten Zimmerpflanzen gezüchtet, Gemüse fermentiert oder ein Bokashi-Eimer für die heimische Kompostproduktion hergestellt werden. In Debatten griffen Expert*innen aus Wissenschaft und Wirtschaft die praktischen Erfahrungen auf und übertragen diese in bioökonomische Forschungs- und Entwicklungsfelder. Die Teilnehmer*innen wurden so befähigt, die Auswirkungen von bioökonomischen Anwendungen im Alltag selber mitzugestalten. Ausflüge wie eine Weinwanderung zeigten, wo regional Bioökonomie betrieben wird.

Die Veranstaltungsreihe „Alte Bekannte” fand im Rahmen des Wissenschaftsjahr 2020/2021 statt, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Bioökonomie ausgerufen hat. Die Veranstalter sind:

Fraunhofer UMSICHT
Fraunhofer UMSICHT unterstützt die Wende hin zu einer nachhaltigen Energie- und Rohstoffwirtschaft durch Bereitstellung und Transfer wissenschaftlicher Ergebnisse in Unternehmen, Gesellschaft und Politik. Werkstoffe, Prozesse, Produkte und Dienstleistungen werden von einem interdisziplinär aufgestellten Team erforscht und entwickelt. In partizipativen Ansätzen sieht Fraunhofer UMSICHT eine starke transformative Kraft mit großem Potenzial für neue wissenschaftliche Forschungsfelder und eine Weiterentwicklung der Wissenschaft selber im Sinne von Responsible Research and Innovation (RRI). Seit 2013 betreibt das Institut den Makerspace DEZENTRALE-Dortmund mit offenem Fablab und Biolab.

Folkwang Universität der Künste
Die Folkwang Universität der Künste ist eine der ältesten Kunsthochschulen des Landes mit Sitz im Ruhrgebiet. Die Arbeitsgruppe „Gestaltung und Innovation“ versteht Industrial Design als einen Prozess, der zur disziplinübergreifenden Generierung von Innovationen führt. Sie untersucht die Zusammenhänge von Ästhetik, Funktionalität und Technologie in Bezug auf die Entwicklung von Produkten, Produktsystemen und Dienstleistungen. Arbeitsschwerpunkte sind Produktgestaltung und Nachhaltigkeit, Produktgestaltung und Bionik, Produktgestaltung und neue Materialien, Technologien und Fertigungstechniken.